Es gilt als Faktum, dass jede Sprache einfach ihre eigene Schönheit besitzt.

Schönheit ist zwar von jeher her Definitionssache und daher auch für jeden etwas anderes. Auch der Klang einer Sprache wird von jedem anders eingestuft.

„Russisch? Oh je, das ist mir viel zu hart, zu rau und kehlig“ sagen vielleicht die einen, den anderen gefallen möglicherweise auch gerade diese klar von einander abgegrenzten Konsonanten.

„Französisch – das hört sich im Tonfall immer so arrogant an“, finden vielleicht wieder andere, während Französisch-Liebhaber diese Ansicht keineswegs nachvollziehen können.

Doch eines stellt niemand in Frage: Es gibt in jeder Sprache, ob sie einem nun liegt und gefällt oder im Gegenteil eher der heimliche Angstgegner ist, Wörter, deren Schönheit und auch Wortwitz nicht zu leugnen sind, deren Übersetzung allerdings die Königsdisziplin darstellt, da sie immer teilweise unbefriedigend bleibt. Das sind die besonderen Schätze einer Sprache, da sie eine unvorstellbare Bereicherung für die betreffende Sprache darstellen und ihr die besondere Note verleihen, die sie klar von anderen Sprachen abgrenzt.

Im Englischen fallen einem in diesem Zusammenhang sofort Wörter ein, die man nicht kennen muss, aber anhand der offensichtlichen Lautmalerei sofort zweifelsfrei versteht. So hört sich „clunky“ doch schon nach dem hohlen „Kloink!“ eines ungeschickt herunterfallenden, schweren und auch unförmigen Gegenstandes an, und eine ähnliche Bedeutung hat es auch. Zufall? Ganz bestimmt nicht! Versuchte deutsche Übersetzungen wären „linkisch“, “plump“ oder „ungeschickt“, was von der Bedeutung her die selbe Aussagekraft besitzt, an stilistischem Gehalt jedoch einiges einbüßt.

Auch das soeben noch als kehlig und rau betitelte Russisch, dessen harte Konsonanten das Klischee von bärbeißigen sibirischen Wodka-Trinkern verfestigen, verfügt über eine zuweilen ausgesprochene Wortkomik, die genauso unübersetzbar bleibt. Wird doch ein immerzu „Warum? Warum?“ (auf Russisch „Почему?“/Patschemu?) fragendes Kind „Почемучка“ (Patschemutschka), also wörtlich „Warumerchen“ genannt. Eine absolut gelungene Kontradiktion zu diesem Bild, und sicher ein Juwel, das zeigt, dass auch Russisch niedlich sein kann.

Doch was sind solche Wörter im Deutschen? Als Muttersprachler findet man Wörter, über die sich ein Ausländer ausschüttet vor Lachen, absolut selbstverständlich und bemerkt deren Außergewöhnlichkeit oder humoristische Note gar nicht.

Ein erster Anhaltspunkt, um auch unsere deutschen Sprachschätze aufzuspüren, sind natürlich zunächst die Lehnwörter. Hat eine fremde Sprache deutsche Wörter in sich aufgenommen, so kann man davon ausgehen, dass diese Wörter „typisch deutsch“ sind, sprich dass sie Dinge ausdrücken, die in keiner anderen Sprache so in einem Wort ausgedrückt werden können. Ein viel zitiertes Beispiel hierfür ist die auch in deutschen Volksliedern besungene „Wanderlust“, die nicht nur den Müllern bekannt sein dürfte.

Doch auch klanglich hat das Deutsche wundervolle Wörter aufzuweisen. Und um auf sie aufmerksam zu werden, fragt man am besten einen Deutschlernenden. So wurde 2008 das aus dem Ungarischen stammende „Tollpatsch“ vom Goethe Institut zum besten eingewanderten deutschen Wort gekürt. Nicht ohne Grund, denn auch dieses Wort ist lautmalerisch sehr aussagekräftig und nötigt Deutschlernenden sicher das ein oder andere Lächeln ab. Denn in dem „patsch“ steckt das Bild vom Stolpern und Fallen, eben das Missgeschick eines Tollpatschs, absolut offenkundig darin.

Fazit: Sprachjuwelen gibt es überall und in jeder Sprache, man muss sie nur zu finden wissen. Das Suchen lohnt sich auf alle Fälle, lehrt es einen doch einen anderen Blick auf scheinbar alltägliche Wörter.



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