Übersetzung ins Englische: 5 deutsche Wörter, bei denen Sie ins Grübeln kommen

Marie von Ebner-Eschenbach sagte „Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten“. Wie in jeder Sprache gibt es auch im Deutschen viele Begriffe, die so kulturspezifisch sind, dass Sie nur durch Umschreibung übersetzt werden können. Bestimmt sind auch Sie schon über die folgenden alltäglichen Begriffe gestolpert.

Mahlzeit

Einem englischsprachigen Kollegen würden Sie wohl kaum fröhlich “Mealtime” oder “Time to eat!” zurufen, oder? Zur Erklärung würden Sie vielleicht die Übersetzung “Enjoy your meal” anbieten. Aber hätten Sie nicht das Gefühl, dass Sie damit der universellen Einsetzbarkeit von “Mahlzeit!” als knappem Gruß um die Mittagszeit nicht gerecht geworden sind?

Der Ursprung dieses Brauches in westlichen Bereichen Deutschlands und in Österreich ist zwar das früher verbreitete „Gesegnete Mahlzeit!“. Die Übersetzung “Enjoy your meal“ ist aber trotzdem zu simpel und drückt nicht aus, was man meint, wenn man einander kurz und bündig mit „Mahlzeit“ grüßt. Im norddeutschen Raum wird der Gruß „Mahlzeit“ teilweise sogar ganztägig wie ein „Hallo“ unter Bekannten verwendet.

Tante-Emma-Laden

“I´ll grab some milk at Auntie Emma´s shop on my way home.” - Wohl kaum. Langenscheidt liefert die Übersetzungen “corner shop”, “neighbourhood store” und das in den USA verwendete “mom-and-pop store”. Letzteres kommt unserem nostalgischen Konzept von “Tante-Emma-Laden” als Synonym einer persönlichen und intakten Beziehung zum Verkäufer wahrscheinlich am nähesten.

Schon 1976 stellte Udo Jürgens in seinem Lied „Tante Emma“ diese persönliche Kundenbindung der Kälte der Discounter gegenüber (Im Tante-Emma-Laden, um die Ecke vis-à-vis). Auch in Film und Literatur war der Tante-Emma-Laden oft Schauplatz, z.B im Roman “Die Blechtrommel” von Günter Grass und der gleichnamigen Verfilmung.

Kehrwoche

Langenscheidt übersetzt dieses Sinnbild schwäbischer Ordnung und Effizienz einfach als “week for cleaning”. Dict.cc liefert eine ausführliche Umschreibung: "a rotating time period during which a resident (e.g. of an apartment building) is responsible for cleaning shared areas in and around the building such as sidewalks, driveways, hallways etc.”

Die komplette Bedeutung des Konzepts wird aber erst vor dem historischen Hintergrund klar. 1492 verordnete der Landesherr für die Stadt Stuttgart: „Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen.“ Erst 1988 wurde in Stuttgart die Kehrwoche als Teil der kommunalen Ordnung mit der Auflage, „mindestens einmal wöchentlich“ zu fegen, abgeschafft.

Spießer

Langenscheidt´s Umschreibung “bourgeois, narrow-minded person” ist zutreffend, denn als Spießer bezeichnen wir abwertend eine engstirnige, stark an gesellschaftliche Normen angepasste Person. Eine Betrachtung der Wortherkunft gibt Aufschluss darüber, was “Spießer” mit dem Festhalten and Konventionen zu tun hat.

Der Begriff “Spießbürger” geht auf die Statbewohner im Mittelalter zurück, die ihre Heimatstadt mit dem Spieß als Waffe verteidigten. Obwohl sie innerhalb der Stadtgesellschaft zu den eher ärmeren Bürgern zählten, war die Bezeichnung „Spießbürger“ früher durchaus positiv konnotiert, da der Dienst zur Verteidigung der Heimatstadt als Ehre angesehen wurde.

Gemütlichkeit

In der Loriot-Folge “Weihnachten bei Hoppenstedst” (Erstausstrahlung 1997) wird das Konzept der deutschen Gemütlichkeit satirisch veranschaulicht: An Heiligabend versucht Familie Hoppenstedt, sich zu einigen, in welcher Reihenfolge Weihnachtsprogramm im Fernsehen, Bescherung und Weihnachtsgedicht erfolgen sollen, bis man es sich schließlich „gemütlich“ machen kann, während Opa Hoppenstedt quengelt: „Früher war mehr Lametta!“

“Gemütlich” kann zwar je nach Situation treffend als “cosy”, “comfortable”, “snug” oder “homely” übersetzt werden, jedoch gibt es im Englischen kein Wort, dass die Bedeutungsbandbreite der “Gemütlichkeit” in gleicher Weise abdeckt. Laut Langenscheidt bedeutet Gemütlichkeit under anderem auch “cosy atmosphere”, “leisure”, “peace”, “good-naturedness” und “easygoingness“.

In einer professionellen Übersetzung sollte solch kulturspezifische Begriffe mit erklärenden Fußnoten ergänzt werden, so dass wichtige Konnotationen nicht verloren gehen.

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