Maschinelle Übersetzungen im Geschäftsleben – eher hinderlich als hilfreich

Es gibt Situationen, in denen eine Online-Übersetzung nützlich ist. Eingehende Privatbriefe können mithilfe einer maschinellen Übersetzung schneller erfasst werden, sofern es wenige Fachausdrücke gibt oder das Schreiben kurz ist. Auch Webseiten können mit einer maschinellen Übersetzung eventuell leichter überblickt und verstanden werden.

Wer jedoch seine eigenen Briefe, eigenes Informationsmaterial oder die eigene Webseite in einer anderen Sprache veröffentlichen will, sollte alle Fallgruben kennen, die es bei maschinellen Übersetzungen gibt.

Der Unterschied der Kulturen

Wer sich in einer Fremdsprache äußert, muss nicht nur die Vokabeln und die Grammatik dieser Sprache kennen, sondern auch die Kultur in dem Land, in dem diese Sprache gesprochen wird. Gerade bei Geschäftsbriefen ist es immer sehr wichtig, den richtigen Ton zu treffen. Selbst in dem Fall, dass Englisch als gemeinsame Sprache verwendet werden sollte, wird die Sprache Englisch nur zu einem Werkzeug, das die Sitten und Gebräuche der betroffenen Kultur vermittelt. In einigen Ländern neigt man zu Übertreibungen, in anderen zu falscher Bescheidenheit. In einigen Regionen wird sehr dick aufgetragen, in anderen muss man eher zwischen den Zeilen lesen.

Dazu kommen noch alle anderen Feinheiten, die im Geschäftsleben beachtet werden müssen. So gibt es im skandinavischen Raum in vielen Fällen keine direkten Anreden in Schreiben, und jeder duzt jeden. Die meisten werden außerdem mit Vornamen angesprochen, man ist im wahrsten Sinne des Wortes also “per Du”. Es gibt aber auch Ausnahmen! Im Schwedischen verwendet man z. B. manchmal die dritte Person, wenn man sich besonders höflich und gepflegt ausdrücken möchte. Im Französischen ist man dagegen extrem höflich, im Italienischen überschwänglich, wobei auch hier Übertreibungen nicht gern gesehen werden.

Natürlich unterscheidet sich auch der asiatische Raum vom mitteleuropäischen, genau wie der arabische oder der südamerikanische. Jede Kultur hat ihre eigenen Verhaltensregeln. In vielen Sprachen ist außerdem der Status des Angesprochenen ausgesprochen wichtig, wenn es um die Wahl der passenden Ausdrücke und Wörter geht.

Eine maschinelle Übersetzung kann die vielen Nuancen, die es in den einzelnen Kulturen gibt, nicht kennen. Ein Übersetzungsprogramm wird für einen Satz immer die gleiche Übersetzung wählen – egal, wer damit wo erreicht werden soll.

Die Feinheiten in der Grammatik

Natürlich kann ein Computer die Grundregeln in der Grammatik erfassen und analysieren. Allerdings ist es beim heutigen Stand der Technologie bei maschinellen Übersetzungen nicht möglich, die zahlreichen Feinheiten in der Grammatik zu analysieren und in eine andere Sprache zu übertragen. In jeder Sprache ist der Aufbau eines Satzes auch davon abhängig, wie dem Gegenüber etwas gesagt werden soll. Oft verändert ein einzelnes Komma bereits den ganzen Sinn einer Wortreihe. Ein gutes Beispiel ist folgender Satz: “Herr Huber, der Direktor, und ich spielten Golf.” Mit einem Komma weniger sieht es schon anders aus: “Herr Huber, der Direktor und ich spielten Golf.”

Ein solcher Satz kann rein theoretisch mit einem jeweils anderen Inhalt (man war auf einer Geschäftsreise, bei einem Meeting, einem Empfang) in jedem Geschäftsbrief enthalten sein. Mit einem falschen Komma kann er falsch informieren, verwirren und im schlimmsten Fall sogar verärgern.

Hier handelte es sich nur um ein ganz einfaches und sehr bekanntes Beispiel. Es gibt jedoch zahlreiche Fälle, die zeigen, wie wichtig die Nuancen in jeder Sprache sind. In zahlreichen anderen Fällen geht es nämlich nicht nur um eine korrekte Komma-Setzung, sondern auch darum, das richtige Wort oder den richtigen Ausdruck zu wählen. Für fast jeden Begriff gibt es zahlreiche Synonyme – sie sorgen nicht nur dafür, dass Wortwiederholungen eingeschränkt werden, sie haben meist auch ihre ganz individuelle Bedeutung, auch wenn die Unterschiede oft nur so fein sind, dass man sie kaum beschreiben kann.

Es ist eine Frage des Fingerspitzengefühls. Es entscheidet, warum ein Schreiber jenes oder dieses Wort wählt, denn nur derjenige, der einen Satz schreibt, weiß auch ganz genau, was er eigentlich sagen und mitteilen will.

Maschinelle Übersetzungen ermöglichen heute einiges – aber das Gefühl und die Stimmung des Autors erfassen leider noch nicht. Wobei es beispielsweise für das Wort “Gefühl” schätzungsweise 40 andere Wörter gibt, beispielsweise “Ahnung”, “Empfindung” oder “Eindruck”.

Unverständliche feststehende Begriffe

In jeder Sprache gibt es feststehende Ausdrücke. Wir wissen alle, was sie bedeuten. In einer maschinellen Übersetzung verlieren sie jedoch fast immer vollkommen ihren Sinn. Wenn Formulierungen wie “zu nahetreten”, “ins Fettnäpfchen treten” oder einen “Eiertanz machen” direkt in eine andere Sprache übertragen werden, sagen sie dem Leser meist überhaupt nichts. Sie lösen höchstens die Frage aus, was wohl ein Eiertanz sein könnte und warum in Deutschland Fettnäpfchen auf dem Boden herumstehen.

Obwohl inzwischen bei maschinellen Übersetzungen feststehende Ausdrücke häufig erkannt und in passende Wörter übersetzt werden, kann die Software jedoch den Kontext nicht erkennen und nicht einschätzen, ob dieser Begriff in dem gegebenen Zusammenhang überhaupt angebracht ist. Manche Ausdrücke werden nur in bestimmten Kreisen verwendet oder sind inzwischen sogar Slang und im Geschäftsleben tabu. Ein Schreiben, das auf Deutsch höflich und erklärend wirkt, kann so aufgrund der Computerübersetzung nichtssagend oder – wenn es ganz schiefgeht – sogar beleidigend wirken.

Eine maschinelle Übersetzung weiß nicht, in welchen Kreisen die gesuchten Sätze benötigt werden. Sie kann nicht mitdenken und schlägt das vor, was 1:1 korrekt ist – und nicht das, zu dem ein guter Übersetzer raten würde. Denn gute Übersetzer beherrschen nicht nur die Sprache – sie kennen sich in Sitten und Gebrächen aus und wissen, wann was in welcher Form angebracht ist.

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